Florian Feurig
- Landstreicher und Revolutionär -
Florian Feurig hat nach 36 Semestern sein Soziologiestudium aufgegeben, nachdem er von seinem Vermieter wegen erheblicher Mietrückstände unsanft auf die Straße gesetzt worden war. Auf sich selbst gestellt und ohne abgeschlossene Berufsausbildung kehrte er in seine Heimatstadt Saarheim zurück - und richtete sich unter der "Neuen Brück" in Quierbrück häuslich ein. Auf diese Weise genügsam lebend empfand er die übrigen Menschen zunehmend als lästig. Vor allem deren ständige Gier nach Geld. Deshalb beschloss er, sein Leben dem "Kampf für bessere Lebensbedingungen der Unterdrückten, gegen die Kapitalisten in den internationalen Multis und die Kriegstreiber in der Nato" zu widmen. Sich seiner beschränkten Mittel bewusst, will er zunächst mit "zündenden Argumenten" gegen das Saarheimer Großbürgertum vorgehen. Nachdem er einen Lagerschuppen des Landwirts Karl Knupper erfolgreich angezündet hatte, wurde er jedoch bei einem weiteren Brandanschlag gegen die Garage des Verlegers Dr. Lutz Lautstark geschnappt und wegen Brandstiftung zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt.
Nachdem er unmittelbar nach seiner Haftentlassung erneut unter den Verdacht der Brandstiftung geriet - diesmal war ein Brandanschlag gegen das Wochenendhaus des Saarheimer Unternehmers Innozenz Piätsch verübt worden - wurde Feurig für mehrere Monate in Untersuchungshaft genommen; jedoch konnte ihm eine Beteiligung an dem Brandanschlag nicht nachgewiesen werden. Daher war Feurig auch sehr verärgert als er erfahren musste, dass die Polizei seine Heimstatt unter der "Neuen Brück" durchsucht hatte - zumal er auf Grund der erlittenen Haftstrafe erkannt hatte, dass er seinen Kampf ohne Unterstützung durch andere "revolutionäre Zellen" nicht erfolgreich würde führen können. Allein: Solche Zellen suchte Feurig in Saarheim vergebens, so dass er beschloss, auch seine Karriere als Revolutionär an den Nagel zu hängen. Seiner Berufung als Landstreicher bleibt er jedoch bis heute treu. Und wenn es ihm mit Hilfe anderer als möglich erscheint, "Saarheimer Spießer" mit legalen Mitteln zu ärgern, so ist er gerne dabei.
Zeichnung: Dr. Satish Sule
© Klaus Grupp (Universität des Saarlandes) und Ulrich Stelkens (Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer)