Noch während er das Saarheimer Friedrich-Wilhelm Gymnasium besuchte, war Ringo Rohr schon für "seine" Partei - DIE BUNTEN - politisch aktiv, organisierte Friedensmärsche und versuchte, die Saarheimer Bevölkerung zu Großdemonstrationen gegen die Errichtung des Atomkraftwerks Cattenom zu mobilisieren.
Bereits mit 20 - und während seines (damals noch möglichen) Studiums der Politikwissenschaften an der Universität des Saarlandes - wurde er Mitglied des Rates der Stadt Saarheim, wo er sich dafür einsetzte, Saarheim zur "Atomwaffenfreien Zone" zu erklären, was aber am Widerstand damaligen Oberbürgermeisters Erich Schultheiß scheiterte. Als im Saarheimer Stadtrat 25 Jahre später darüber gestritten wurde, ob Saarheim zur "Ausländerfreien Zone" erklärt werden sollte, war Rohr jedoch schon lange nicht mehr Stadtratsmitglied in Saarheim, sondern als Abgeordneter des Saarländischen Landtages landespolitisch und als Mitglied des Bundesparteivorstands der BUNTEN - wo er dem sog. Realo-Flügel angehört - bundespolitisch tätig.
Bei der letzten Bundestagswahl hatte sich Rohr als Direktkandidat für die BUNTEN im Bundestagswahlkreis Homburg aufstellen lassen. Kurz vor der Wahl kam es zu einem erheblichen Störfall im Atomkraftwerk Cattenom. Eine Katastrophe konnte nur um Haaresbreite abgewendet werden. Die französische Regierung hatte die deutsche (und luxemburgische) Bevölkerung zwar mit dem Argument zu beschwichtigen versucht, dass sich die französische Staatsgrenze bereits 1986 nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl als undurchlässig für radioaktive Strahlung erwiesen habe, so dass durch einen Störfall in Cattenom allein Lothringen betroffen werden könne. Dennoch hatte dieser Zwischenfall ebenso wie der Streit um die "Südumfahrung Saarheim" (der auch unter dem Stichwort "Saarheim 21" in aller Mundes war) zu einer plötzlichen Popularität der BUNTEN geführt, so dass Rohr tatsächlich das Direktmandat des Wahlkreises Homburg erhielt. Seitdem ist er Mitglied des Deutschen Bundestages. In der Fraktion der BUNTEN gilt er nicht nur als Fachmann für Fragen der Energiepolitik, sondern auch als Experte für Sozialpolitik.
Seine Reden im Deutschen Bundestag sind beim jeweiligen politischen Gegner gefürchtet, weil Rohr durchaus bösartige Formulierungen zu finden weiß. Rohr spielte aber auch eine maßgebliche Rolle beim Schmieden der neuen Koalition der BUNTEN mit der CLP, die zu einem Regierungswechsel auf Bundesebene (aber nicht zu Neuwahlen) führte. Seine Verbindung zu seiner Heimatstadt Saarheim hat Rohr allerdings immer behalten, auch wenn es ihn wurmt, dass er bei allen offiziellen Saarheimer Feierlichkeiten dort jedes Mal auf den zweiten Saarheimer Bundestagsabgeordneten, Beatus Saumann von der F.M.P., trifft, mit dem ihn außer der gemeinsamen Geburtsstadt nichts verbindet.
Zeichnung: Dr. Nils Neumann
© Klaus Grupp (Universität des Saarlandes) und Ulrich Stelkens (Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer)